Anaxagoras lebte von 499 v. Chr. bis 428 v. Chr.. Geboren wurde er in Klasomenai in Kleinasien (heute nahe Izmir, Türkei). Er war Schüler des Hermotimus, der ebenfalls in Klazomenai lebte. Anaxagoras war ein Vorsokratiker.
Definition Vorsokratiker
Als Vorsokratiker werden seit der deutschen Romantik diejenigen antiken griechischen Philosophen bezeichnet, die vor Sokrates lebten beziehungsweise von dessen Philosophieren noch nicht beeinflusst waren. Mit den Vorsokratikern begann etwa zwischen 600 und 400 v. Chr. die abendländische Philosophie.
Mit Anaxagoras gelangte die ionische Aufklärung nach Athen und verbreitete sich dort auch durch seine Schüler Archelaos und Metrodoros. Er stand dem leitendem Staatsmann Perikles als philosophischer Lehrer und Berater nahe. Auch der Tragödiendichter Euripides ließ sich von ihm in das philosophische Denken und Forschen einführen. Sein nur in Fragmenten und hauptsächlich von Aristoteles überliefertes philosophisches Denken wird als Zusammenführung der Ansätze Heraklits und der Eleaten gedeutet.
Die ionische Aufklärung
Man bezeichnet die Philosophien des Altertums auch als die ionischen Aufklärer, denn ihr Denken entzündete sich vor allem an der Kritik der mythischen Götter, wie sie im literarischen Werk Homers und Hesiods überliefert wurden
Die Eleaten
Eine monistische Lehre, in der ein einziges, unveränderliches Sein postuliert wird. Parmenides gilt als Hauptvertreter dieser Lehre.
Als Mathematiker beschäftigte sich Anaxagoras hauptsächlich mit der Quadratur des Kreises. Um ca. 430 v. Chr. der Gottlosigkeit angeklagt, wurde Anaxagoras durch den Einfluss der Perikles vor der Todesstrafe gerettet, aber auf Dauer verbannt. Seine letzte zwei, drei Lebensjahre verbrachte er in Lampsakos im Exil. Sein Werk „Über die Natur“ wurde für ein Drachme in Athen unter der Hand verkauft und beeindruckte auch Sokrates.
Drachme
Das Wort Drachme bezeichnet eine antike Münz- und Gewichtseinheit und die moderne, von 1831 bis 2001 gültige Währungseinheit Griechenlands.
Nach Rapp bilden vier Grundsätze den Kern von Anaxagoras‘ philosophischem Denken. Sie besagen, dass am Anfang alles miteinander vermischt war, dass es in allem einen Anteil von allem gibt, dass es keinen kleinsten Teil von irgendetwas gibt und dass nichts aus etwas entsteht, was nicht ist.
Carl-Friedrich Geyer nach, gehe Anaxagoras von einer Urmischung aus, in der unendlich viele kleine Bestandteile unterschiedlicher Art enthalten seien, die Homoiomerien.
Neben den vermischten Stoff stellte Anaxagoras als eine Art zweites Prinzip einen unpersönlichen Weltgeist (Nous), der in Bewegung gesetzt und getrennt habe, was vordem zusammenruhte. In dem betreffenden Fragment B 12 heißt es dazu:
Der Geist ist als einziges mit keiner anderen Sache vermischt, daher existiert nur er für sich selbst. Er ist unendlich und herrscht selbständig. Er ist die feinste und reinste von allen Sachen, hat von allem Kenntnis und besitzt die größte Kraft. Der Geist ist nicht nur Ursache der kosmischen Kreisbewegung, er hat auch alles geplant und arrangiert. […]
Die Sonne betrachtete Anaxagoras nicht als Gottheit, sondern als einen rotglühenden Stein, der größer sei als die Peloponnes. Als erster Philosoph vertrat er die Erkenntnis, dass der Mond nicht von sich aus leuchtet, sondern nur indirekt, indem er von der Sonne angestrahlt wird.
Peleponnes
Der Peleponnes ist eine Halbinsel im Süden des griechischen Festlands mit etwa einer Million Bewohnern. Die Fläche der Halbinsel beträgt 21.549 km².
Nach Aristoteles soll Anaxagoras die Auffassung vertreten haben, dass die Menschen die klügsten Lebewesen seien, weil sie Hände haben. Dieser materialistischen Erklärung widersprach Aristoteles, indem er ihr seine teleologische Erklärung entgegenstellte. Diesem Erklärungsansatz zufolge haben die Menschen Hände, weil sie die klügsten Lebewesen sind.
Auch die Untersuchung von Naturphänomenen auf experimenteller Basis beschäftigte Anaxagoras. Eine Wasseruhr, die sogenannten Klepsydra, diente ihm zu dem – unterdessen widerlegten – Nachweis der Nichtexistenz des leeren Raumes. Sokrates freute sich in Anaxagoras einen guten Lehrer gefunden zu haben. Anaxagoras sei dann aber wieder von der Naturphilosophie abgekommen, denn er habe die entscheidende Frage nicht beantworten können, was denn die Vernunft sei, der wir unsere Einsichten in die Beschaffenheit der Natur verdanken. Es sei doch eine Scheinerklärung, zu sagen, dass jemand sich von einem Ort an einen anderen deshalb begebe, weil er zwei Beine habe. Die Erklärung müsse sich viel mehr auf die Gedanken beziehen, die jemanden zu diesem Ortswechsel veranlassen. Dies ist der Ausgangspunkt der Sokratischen Revolution gegenüber den Naturphilosophen. Diese fragten nach der Beschaffenheit der Natur, aber Sokrates fragte nach der Beschaffenheit unseres Denkens.
Zitate von Anaxagoras
Das Sichtbare der Welt öffnet uns die Schau ins Unsichtbare.
Und alles, was sich mischte und absonderte und voneinander schied, das alles erkannte der Geist. Und wie die Dinge werden sollten und wie sie waren und wie sie sind, all das ordnete der Geist an.